Mittwochmorgen 4.30 Uhr, Abfahrt in Sonthofen. Wetterbericht bringt top – beste Voraussetzungen für Patrick und Helmut den Dolomiti-Stoneman anzugreifen. Wir haben 2 Tage vor, um die 110 Kilometer und über 4000 Höhenmeter abzuspulen.

Tag 1 – 61 Kilometer – 2360 Höhenmeter (Sexten-Toblach-Silvesteralm-Marchkinkele-Winnichnen-Fleckfeldalm)

Kein geringer als Roland Stauder himself händigt uns die Startunterlagen aus und klärt uns über Streckenänderungen auf. Auch im östlichsten Teil von Südtirol das selbe Drama wie überall. Eigentümer sperren Streckenabschnitte. Da ich 2013 den Dolomiti Stoneman schon mal gefahren bin, bin ich überrascht und irgendwie auch gespannt, was uns erwartet. Von Sexten rollen wir auf einem netten, gekiesten Radweg durch waldige Passagen hinunter noch Toblach. Erstes Ziel ist die Silvesteralm, wo wir das Marchkinkele angreifen. Auf einer ruppigen Militärpiste geht es hoch zu dem markanten Punkt mit grandioser Aussicht. Hier dann schon die erste Streckenänderung. Roland hat uns empfohlen, nicht wieder die Militärpiste runterzufahren, sondern den Toblacher Höhenweg als Abfahrt zu nehmen. Hoppla! Der Höhenweg entpuppt sich als krasser, teilweise verblockter und vor allem sehr ausgewaschener Wanderpfad. Patrick erteilt mir auf seinem Fully eine Lektion in Sachen Downhill, meine Herren. Nochmal sausteil runter zur mittlerweile überfüllten Silvesteralm. Tipp 1: meidet in der 2. Augusthälfte alles, was bewirtschaftet ist. Horden von urlaubswütigen Italienern blockieren alles! Wege und Bierbänke! Extrem. Also wieder auf das Bike und ab durch die Mitte. Lange Abfahrt hinunter nach Winnebach mit verdienter Kaffeepause und Blick auf unser Tagesziel, die Fleckfeldalm auf knapp 1900 Metern. Die 700 Höhenmeter haben es am Ende des Tages nochmal richtig in sich, meine Herren. Hoch, hoch, hoch. Nur pedalieren, keine Erholung. Patrick hat gebucht, gottseidank. Vor 5 Jahren waren wir hier fast alleine, jetzt ist der ganze Parkplatz voll. Möglicherweise deshalb, weil die Silianerhütte gerade grundlegend renoviert wird. Prächtige Brotzeit, lässige Wirtsleute. Am nächsten Morgen steht uns der richtig dicke Anstieg zur Silianerhütte bevor. 600 Höhenmeter auf gut 2,5 Kilometer!

Am Marchkinkele

traumhafte Kulisse

MTB total

Blick von der Fleckfeldalm zur Silianerhütte

 

 

 

 

 

Tag 2 – 52 Kilometer – 1850 Höhenmeter (Fleckfeldalm – Silianerhütte – Demut Passage – Passo Silvella – Padola – Rotwand – Sexten)

Blick aus dem Zimmerfenster. Blauer Himmel! Genial! 7 Uhr Frühstück, 8.15 auf dem Bike. Gut 80% zur Silianerhütte im Sattel, aber richtig, richtig knackig. Oben am Fleckfeldsattel überwältigendes Panorama in alle Richtungen. Einmalig. Das Tal unter uns im Nebel! Wir stehen mutterseelenalleine in dieser Pracht. Die restlichen 150 Höhenmeter zur Silianer hoch geschoben und dann sehen wir schon den Großteil des Stoneman-Trails, der uns die nächsten Stunden in den Bann ziehen wird. Schafe, Ziegen, Murmele! Kaum Wanderer und schon gar keine E-Biker. Sagenhaft. Nur von kurzem Auf und Ab unterbrochen schlängeln wir uns in Richtung Demut-Passage und Passo Silvella. Manchmal bleiben wir einfach stehen, um die Eindrücke aufzusaugen. Da stehen sie, die Giganten der Dolomiten. Sonne pur, leichter Wind, sehr angenehme Temperaturen. Anfahrt zur Demut-Passage bei Top-Bedingungen, trotzdem Obacht, alpines Gelände mit Steilabbrüchen. Rüber zum Passo Silvella, Stoneman-Checkpoint Nummer 3. Immer noch auf annähernd gleicher Höhe und dann lange und trailige Abfahrt durch Haflinger-Herden runter in Richtung Padola. In einer Bar Cappucino und Dolce und weiter gehts in Richtung Rotwand. Hinter uns bauen sich die ersten Wolkentürme auf. 700 Höhenmeter in Richtung Rotwandwiesen stehen uns noch bevor. Oben angekommen, stehen wir wieder vor Hunderten von Italienern, die sich hier tummeln. Disneyland! Nix wie runter – und wie. Roland hat uns schon gesagt, dass wegen einer Baustelle (Riesen-Speichersee) die Strecke verlegt wurde. Zuerst, wie vor 5 Jahren, über lange Rodelbahn runter und dann ein unfassbarer Trail, perfekt hergerichtet, in direktem Fall runter zur Talstation. Wahnsinn! Auch für einen B-Downhiller wie mich alles fahrbar und äußerst tricky. Genial, genial. Exakt 8 Minuten vom Auto entfernt bei der Stoneman-Ausgabestelle kommen wir dann doch noch in ein hammerhartes Gewitter. Fetter Regen, Donnerschläge im Widerhall der Berge. Aber kein Thema – rein ins Auto, umziehen und auf Roland warten, der uns unsere Trophäen aushändigt. Ein paar Minuten fachsimpeln wir noch mit dem Stoneman Nr. 1. Eine unfassbare Tour – schon wieder vorbei.

 

Leckfeldsattel unterhalb Silianerhütte

Nebel im Tal

der Stoneman Trail

nur kurze Passagen schieben

überwältigende Szenerie

auf dem Trail

Kriegergrabstätte

fahrbar!

bleibende Eindrücke

Helmut, Roland, Patrick in Sexten

lonesome Rider

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

…..und als Zugabe noch das Astjoch, ebenfalls Pustertal

und weil man „eh scho mol do isch“ hat sich Patrick als perfekter Navi-Guide noch das Astjoch bei Kiens zum Ausradeln ausgesucht. Kurz nach dem Frühstück bedeutete das noch mal gut 1500 Höhenmeter auf 31,5 KM verteilt. Beständiges Hoch durch Wald mit kurzen Blicken runter ins Tal. Oben am Joch dann der perfekte Rundumblick auf alles, was an Gipfeln Rang und Namen hat. Sehr schön! Runter gings dann über Almwiesentrails und später über einen fetzigen, stellenweise aber schmierigen Singletrail zurück nach Kiens zu Cappucino und Dolce. Ohne Navi wäre dieser Pfad nie zu finden gewesen. Mehrfaches Queren eines Wirtschaftsweges und im (fast) freien Fall downhill.

Astjoch Gipfel auf fast 2150 Metern