Wir  (Anita, Patrick, Helmut) haben es wieder getan! Einfach so, ohne lange Vorbereitung, Termin gesetzt, wegen Wetterbericht dann um 1 Tag vorverlegt, rein ins Auto und ab..

 

Tag 1 Ariolo-Nufenen-Grimsel-Große Scheidegg-Grindelwald

Wetterbericht bringt tolles Wetter. Angefixt sind wir sowieso, weil wir uns in dieser Konstellation die letzten Jahre immer wieder mal einige traumhafte Tage beim Pässe klettern in den Alpen gegönnt haben. Also 3 Uhr aufstehen, die übliche Yoga-Einheit am frühen Morgen, Material noch mal checken und ab ins Auto. Für 5 Uhr ist Abfahrt angesetzt. Patrick hat die Details ausgearbeitet, wie wir das Projekt angehen. Entspannte Autofahrt nach Göschenen, von dort mit dem Zug nach Ariolo. Kurz nach halb Zehn sitzen wir schon auf unseren Rennern. Ziel Nummer 1 ist der Nufenenpass, mit 2478 Metern immerhin der höchste innerschweizerische Alpenübergang. Die Ostauffahrt von Ariolo bringt dann satte 1339 Höhenmeter auf 23 Kilometer. Der untere Teil ist jetzt nicht so der Brüller, dafür entschädigt der obere Teil mit schönen Serpentinen und einer knackigen Straßenführung. Die Aussicht auf der Passhöhe ist genial. Noch genialer ist allerdings die ewig lange Abfahrt in Richtung Ulrichen. Spektakuläre Serpentinen, eingebettet in eine unglaubliche Landschaft. Feinster Schweizer Teer macht Highspeed möglich. Da unter der Woche, bleiben auch unsere motorisierten Freunde so gut wie aus. So kanns weitergehen. In Ulrichen dann der Einstieg in Richtung Grimselpass. Es ist heiß, es ist sehr windig und mir zieht es langsam den Stopsel. Irgendwas ist nicht so, wie es sein soll. Hab Mühe an Anita und Patrick dran zu bleiben. Nach Verpflegungsbreak gehts wieder. Ab Ulrichen bis zur Passhöhe sind es 17 KM mit bisschen über 800 Höhenmetern. Von unten betrachtet ist der Grimsel erstmal etwas „bedenklich“, entpuppt sich aber ab Gletsch als sehr schön und rhythmisch fahrbar. Oben ganz großes Kino. Nachdem wir den Grimsel erst letztes Jahr in der Gegenrichtung gefahren sind, halten wir uns nicht lange auf und donnern runter in Richtung Innertkirchen. Lange und schöne Abfahrt. In Innertkirchen haben wir unser ganz persönliches Klo mit Wasseraufnahmemöglichkeit entdeckt, das idealerweise neben einem Supermarkt liegt. Gestärkt geht es weiter in Richtung „Große Scheidegg“. Neuland für uns alle, Geheimtipp in der Rennrad-Szene und ein Ausrufezeichen für uns. Von Meiringen aus fette fast 18 Kilometer und über 900 Höhenmeter, die sich sehr romantisch zwischen 10 und stellenweise 15 Prozent einpendeln. Wunderschöne Straße, autofrei, allerdings kommt oft der Postbus, der uns in Richtung Leitplanke zwingt. Mir gehts immer schlechter, den anderen Beiden immer besser. Ich vermute schwer, dass die Milch im morgendlichen Müsli einen „Stich“ hatte. Die Rettung naht nach einem Drittel der Strecke. Voll leckerer, saftiger, kompakter Nusskuchen für gerade mal 8,50 Franken. Mit dem üblichen Kaffee 12 Franken Zeche. Der Teller war komischerweise nicht inklusiv. Trotzdem zieht sich die Große Scheidegg schier endlos ohne wirkliche Entspannung hoch. Muss doch mal flacher werden! Nix los, immer wenn man meint, es müsste doch kommt die nächste Rampe. Nach so vielen Höhenmetern an diesem Tag eine echte, echte Aufgabe für den willigen Radler. Endlich die Passhöhe mit einem wunderbaren, saftigen Regenguss, der uns bis nach Grindelwald begleitet. Patrick hat Lodges in einem Hostel für Low Budget Traveller reserviert. Reicht völlig, für 55 Franken inklusive Frühstück für Grindelwald wohl ein Schnäppchen. Scheint halb Asien abgestiegen zu sein. Nach Pizza (20 Franken) und Schneider-Weisse alkofrei (pro Gläsli nur 8 Franken) sinken wir in die Stockbetten.

111 Kilometer, 3450 Höhenmeter, 6,5 Stunden netto im Sattel

 

 

Tag 2 Grindelwald-Männlichen-Brienzer See-Innertkirchen-Sustenpass-Göschenen

Wegen Wetterbericht bedenkliche Blicke gen Himmel am frühen Morgen. Und? Blauer Himmel, keine Wolke am Himmel. Eiger strahlt uns an. Großes Kino, unfassbar. Sehr gutes Frühstück, kurz nach 8.30 Uhr im Sattel. Der Männlichen steht an!  Über 14.000 Meter Stichstraße und über 1300 Höhenmeter setzen meiner Psyche aufgrund der gestrigen Tagesform etwas zu, allerdings scheint das „Speierle“ über die Leitplanke an der Großen Scheidegg den Magen auf die Herausforderung vorbereitet zu haben. Geht wieder ganz gut, nicht top, aber ganz gut. 10%-13%-15% und das kontinuierlich. Ab und zu linse ich unter der Brille vor bzw. hoch zu Anita und Patrick (man sollte nicht mit Jugendlichen zum Pässefahren gehen) und rüber zu Mönch, Jungfrau und Eiger (Nordwand!), von denen ich bisher nur Bilder und Bergfilme gesehen habe. Erstaunlicherweise kommt auch hier eine Passhöhe! Sagenhafte Ausblicke auf das Dreigestirn und runter auf beide Talseiten, soweit das auch hier vertretende Asien das zulässt. Leben da überhaupt noch Leute? Kaum – sind alle in Grindelwald! Donnernde Abfahrt zurück nach Grindelwald und ein sagenhafter Radweg – wirklich vom Allerfeinsten – entlang des Brienzer Sees zurück nach Innertkirchen. Zum zweiten Mal in meinem Dasein den Susten aus dieser Richtung angehen! Letztes Jahr hat unser Trio den Susten von Wassen aus gepackt, dieses Mal andersrum – wir wussten also, was auf uns zukommt. 27 lange Kilometer und fast 1600 Höhenmeter bis zur phänomenalen Passhöhe. Wetter immer noch absolut top. 4 Flaschen und 1 Packung Erdnüsse später auch hier wieder die Erkenntnis des Tages: man kommt oben an! Tatsächlich. Anita und Patrick geben mir auch hier wieder lockere 15 Minuten als Päckchen drauf, aber für den reiferen Radler zählt nur der eigene Rhythmus. Nach einer sich anbahnenden körperlichen Auseinandersetzung über das Erstbetretungsrecht auf einer Brücke mit einem 10jährigen Araber (in Begleitung von Papa und 2 verschleierten Damen) und entsprechender Zurückhaltung meinerseits der Blick von nach Oben auf die letzten 300 Höhenmeter. Nochmal rein, was der Rucksack noch an Nahrung hergibt, ein Schluck lauwarmer Plärre mit nicht mehr definierbarem Geschmack (kommt davon, wenn man immer wieder Wasser auf diverse Tabletten und Gels schüttet, die noch in der Flasche rumschmirgeln) und nauf den Bichel. Fast 30 KM Abfahrt in Richtung Wassen auf geilstem Teer, heftigem Wind und Highspeed auf dem Garmin und einer dunklen Wand hinter uns. Sorgenvolle Blicke auf den Monsterstau in Richtung Göschenen/Gotthard-Tunnel! Kann uns aber sowas von wurscht sein, wir fahren ja die Gegenrichtung. Wie immer unangenehme letzte ca. 150-200 Höhenmeter zum Parkplatz. Zeug einladen, lauwarmes Meckatzer alkofrei reinschütten, ins Auto hocken (schade, dass kein Sattel auf dem Beifahrersitz montiert ist) und….. es beginnt zu Regnen und zu Winden. Aaaaaalles richtig gemacht!!

134 Kilometer, 3520 Höhenmeter, 7.15 netto im Sattel

 

Interessant: erstmal die Schnauze voll, müde, ausgepowert. Dann am Abend blättern in der Fachliteratur nach dem Motto, man könnte doch mal und den kennen wir noch nicht und überhaupt, soooo anstrengend wars doch nicht, 8.50 für ein Stück Kuchen – was solls…… Fortsetzung folgt!